Der Enkeltrick zählt zu den perfidesten Betrugsmaschen, die vor allem ältere Menschen ins Visier nehmen. Ihr erfahrt hier, wie ihr diese Masche durchschaut und was im Ernstfall zu tun ist. Enkeltrick-Betrug erkennen und melden? Das ist unbedingt zu beachten.
Fast täglich liest man in den Nachrichten von Seniorinnen und Senioren, die durch den sogenannten Enkeltrick um ihre Ersparnisse gebracht wurden. Die Betrüger:innen gehen dabei mit psychologischem Geschick vor und nutzen die Hilfsbereitschaft und Gutgläubigkeit ihrer Opfer aus.
Doch mit dem richtigen Wissen könnt ihr euch und eure Angehörigen schützen. In diesem Artikel zeigen wir euch, woran ihr den Enkeltrick erkennt, wie die Täter:innen vorgehen und welche Schritte ihr unternehmen solltet, wenn ihr selbst betroffen seid oder einen Verdacht habt.
Warum der Enkeltrick-Betrug so erfolgreich ist
Der Enkeltrick ist keine neue Erfindung, sondern eine Betrugsmasche, die seit Jahrzehnten existiert und sich stetig weiterentwickelt. Die Täter:innen nutzen dabei gezielt emotionale Schwachstellen aus. Sie geben sich am Telefon als Verwandte in Not aus – meist als Enkel oder Enkelin, manchmal auch als Nichte, Neffe oder gute Bekannte. Durch geschickte Gesprächsführung erzeugen sie Zeitdruck und ein Gefühl der Dringlichkeit.
Besonders perfide ist, dass die Betrüger:innen ihre Opfer bewusst in ländlichen Gegenden oder kleineren Städten suchen, wo ältere Menschen oft allein leben und sich nach Kontakt sehnen. Die Kriminellen arbeiten häufig in organisierten Banden, die aus dem Ausland agieren und schwer zu fassen sind. Das Bundeskriminalamt registriert jährlich Tausende Fälle, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Opfer aus Scham keine Anzeige erstatten.
Enkeltrick-Betrug erkennen: Warnsignale
Um nicht selbst in die Falle zu tappen, solltet ihr die typischen Merkmale dieser Betrugsmasche kennen. Je besser ihr informiert seid, desto schwerer haben es die Täter:innen.
Typischer Gesprächsverlauf und Druckmittel
Das Telefonat beginnt meist mit einer vagen Frage wie „Rate mal, wer hier spricht?“ oder „Erkennst du mich nicht?“. Wenn ihr dann einen Namen nennt, bestätigen die Betrüger:innen diesen sofort. Anschließend wird eine Notlage geschildert: ein Autounfall, eine dringende Operation, eine einmalige Kaufgelegenheit bei einer Immobilie oder unerwartete finanzielle Schwierigkeiten.
Die Täter:innen setzen euch massiv unter Zeitdruck. Ihr hört Sätze wie „Du musst mir sofort helfen“ oder „Es muss heute noch sein, sonst ist es zu spät“. Oft wird auch Verschwiegenheit eingefordert: „Sag bitte niemandem etwas, ich schäme mich so“. Dieses Element ist besonders wichtig für die Betrüger:innen, denn es verhindert, dass ihr euch mit echten Familienangehörigen beratet.
Wer das Geld abholt und wie übergeben wird
Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist, dass angeblich nicht der Anrufer selbst das Geld abholen kann. Stattdessen wird ein Bote, eine Freundin, ein Kollege oder ein Anwalt geschickt. Diese Person erscheint dann tatsächlich an eurer Haustür – oft schon wenige Stunden nach dem Anruf. Die Abholer:innen sind meist jünger und wirken seriös, manchmal tragen sie sogar Anzüge oder Business-Kleidung.
Die Übergabe soll diskret und schnell erfolgen. Häufig werden die Opfer aufgefordert, das Geld in einer Tüte oder einem Umschlag bereitzuhalten. In einigen Fällen fordern die Täter:innen auch, Schmuck oder Wertgegenstände mitzugeben. Nach der Übergabe verschwinden die Betrüger:innen spurlos, und die echten Enkelkinder oder Verwandten wissen von nichts.
Moderne Varianten: WhatsApp und Messenger-Dienste
Neben dem klassischen Telefon-Enkeltrick gibt es mittlerweile auch digitale Varianten. Dabei schreiben euch vermeintliche Familienmitglieder über WhatsApp oder andere Messenger mit einer neuen, unbekannten Nummer. Die Nachricht lautet etwa: „Hallo Mama/Papa/Oma/Opa, ich habe eine neue Nummer. Speichere sie bitte ab.“
Nach einem kurzen Austausch kommt dann die Bitte um Geld, meist weil angeblich eine dringende Rechnung bezahlt werden muss und das Online-Banking gerade nicht funktioniert. Die Betrüger:innen fordern zur Überweisung auf eine fremde Kontonummer auf. Diese Masche ist tückisch, weil viele Menschen ihren Kindern oder Enkeln selbstverständlich helfen möchten und bei schriftlichen Nachrichten weniger misstrauisch sind als bei Anrufen.
Enkeltrick-Betrug erkennen durch einfache Gegenmaßnahmen
Es gibt einige praktische Methoden, mit denen ihr einen Betrugsversuch sofort enttarnen könnt. Stellt konkrete Fragen, die nur echte Familienangehörige beantworten können: nach dem Namen der Geschwister, dem letzten gemeinsamen Treffen oder einem besonderen Ereignis. Betrüger:innen geraten dabei meist ins Stocken oder weichen aus.
Legt auf und ruft die Person unter der euch bekannten Nummer zurück. Echte Verwandte werden Verständnis haben, Betrüger:innen hingegen versuchen, euch davon abzuhalten. Sprecht mit anderen Familienangehörigen, bevor ihr Geld überweist oder übergebt. Vereinbart in der Familie ein Codewort für echte Notfälle. Und ganz wichtig: Lasst euch niemals unter Druck setzen. Keine echte Notlage verträgt nicht ein paar Stunden Bedenkzeit.
So meldet ihr Enkeltrick-Betrug richtig
Falls ihr selbst Opfer geworden seid oder einen Betrugsversuch erlebt habt, ist schnelles Handeln wichtig. Auch wenn kein Schaden entstanden ist, solltet ihr den Vorfall melden.
Sofortmaßnahmen bei einem Betrugsversuch
Wenn ihr während eines Telefonats oder nach einer verdächtigen Nachricht Verdacht schöpft, beendet das Gespräch sofort. Ihr seid niemandem eine Erklärung schuldig. Ruft anschließend die echten Familienmitglieder an, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Notiert euch alle Details: Uhrzeit des Anrufs, was genau gesagt wurde, welche Telefonnummer angezeigt wurde und wie die Person klang.
Diese Informationen sind für die Polizei wertvoll. Falls ihr bereits Geld übergeben habt, informiert sofort die Polizei über den Notruf 110. Manchmal können die Täter:innen noch in der Nähe gefasst werden. Bei Überweisungen solltet ihr umgehend eure Bank kontaktieren – in manchen Fällen lassen sich Transaktionen noch stoppen.
Die Anzeige bei der Polizei
Erstattet in jedem Fall Anzeige bei eurer örtlichen Polizeidienststelle oder online bei der Polizeiberatung. Ihr könnt dies persönlich, telefonisch oder schriftlich tun. Bringt alle Unterlagen mit: Kontoauszüge, Notizen zum Gesprächsverlauf, Screenshots von Nachrichten und eventuelle Telefonnummern.
Die Anzeige ist auch dann sinnvoll, wenn ihr kein Geld verloren habt. Jeder gemeldete Fall hilft der Polizei, Muster zu erkennen und andere Menschen zu warnen. Ihr müsst keine Angst haben, dass euch jemand für leichtgläubig hält – die Beamtinnen und Beamten wissen, wie professionell diese Betrüger:innen vorgehen, und nehmen jeden Fall ernst.
Unterstützung und Beratung nach einem Betrug
Viele Opfer des Enkeltricks leiden nicht nur unter dem finanziellen Verlust, sondern auch unter Scham, Wut und Selbstvorwürfen. Es ist wichtig zu wissen, dass ihr nicht allein seid und Hilfe bekommen könnt. Der Weisse Ring ist eine Organisation, die Kriminalitätsopfer unterstützt und kostenlose Beratung anbietet.
Auch bei Verbraucherzentralen oder speziellen Opferschutzorganisationen findet ihr Ansprechpartner:innen. Sprecht offen mit Familienmitgliedern oder Freund:innen über das Erlebte. Das hilft bei der Verarbeitung und verhindert, dass ihr euch isoliert. Professionelle psychologische Unterstützung kann ebenfalls sinnvoll sein, besonders wenn der Schock tief sitzt.
Praktische Tipps zum Schutz vor dem Enkeltrick
Prävention ist der beste Schutz. Mit einigen einfachen Maßnahmen könnt ihr euch und eure Liebsten deutlich sicherer machen.
| Schutzmaßnahme | Umsetzung | Wirkung |
|---|---|---|
| Rufnummer nicht im Telefonbuch | Eintrag bei Telekom oder Anbieter löschen lassen | Erschwert Betrüger:innen das gezielte Anrufen |
| Anrufbeantworter nutzen | Unbekannte Nummern erst auf Mailbox sprechen lassen | Gibt Zeit zum Nachdenken und Rückfragen |
| Festgelegte Codewörter | Mit Familie ein Geheimwort für Notfälle vereinbaren | Echte Anrufe sind sofort identifizierbar |
| Regelmäßiger Kontakt | Feste Telefon- oder Besuchszeiten mit Angehörigen | Ihr kennt die Stimmen und aktuellen Lebensumstände |
Informiert auch eure Nachbar:innen und Freund:innen über diese Betrugsmasche. In manchen Gemeinden gibt es Seniorentreffs oder Veranstaltungen, bei denen die Polizei über aktuelle Betrugsmaschen aufklärt – nutzt diese Angebote. Je mehr Menschen Bescheid wissen, desto schwerer haben es die Täter:innen.
Überlegt euch, ob ihr eure Kontodaten und größere Geldbeträge nicht mit einer Vertrauensperson besprecht. Das bedeutet nicht, dass ihr eure Selbstständigkeit aufgebt, sondern schafft eine zusätzliche Sicherheitsebene. Manche Banken bieten auch spezielle Beratungen für Senior:innen an, bei denen Schutzmaßnahmen besprochen werden können.
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Fazit: Wachsamkeit schützt vor Enkeltrick-Betrug
Den Enkeltrick-Betrug zu erkennen ist keine Frage des Alters oder der Intelligenz, sondern der Information und Aufmerksamkeit. Die Täter:innen nutzen gezielt menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft und Familienliebe aus. Doch mit dem Wissen über typische Warnsignale und klaren Verhaltensregeln könnt ihr euch wirksam schützen.
Merkt euch: Kein echtes Familienmitglied wird euch unter Druck setzen oder zur Verschwiegenheit auffordern. Jede seriöse Notlage verträgt die Zeit für einen Rückruf oder ein klärendes Gespräch. Falls ihr doch einmal in die Falle getappt seid, ist das kein Grund für Scham – wichtig ist, dass ihr den Betrug meldet und euch Unterstützung holt. Nur durch Offenheit und Aufklärung können wir gemeinsam dafür sorgen, dass diese perfide Masche weniger Erfolg hat.
Häufige Fragen zum Enkeltrick-Betrug
Wie erkenne ich am Telefon, ob wirklich mein Enkel anruft?
Fragt nach konkreten Details, die nur echte Familienmitglieder wissen können: Namen von Geschwistern, das letzte gemeinsame Treffen oder besondere Ereignisse. Betrüger:innen können diese Fragen nicht beantworten. Legt im Zweifel auf und ruft unter der bekannten Nummer zurück.
Was tue ich, wenn ich bereits Geld übergeben habe?
Ruft sofort die Polizei unter 110 an. Die Täter:innen könnten noch in der Nähe sein. Kontaktiert zusätzlich eure Bank, falls ihr überwiesen habt. Erstattet auf jeden Fall Anzeige und holt euch Unterstützung bei Familie oder Beratungsstellen.
Kann ich eine Anzeige zurückziehen, wenn es mir peinlich ist?
Eine Anzeige könnt ihr theoretisch zurückziehen, aber das ist nicht ratsam. Die Polizei nimmt solche Fälle ernst und behandelt sie vertraulich. Jede Anzeige hilft, Betrugsmuster zu erkennen und andere zu schützen. Ihr habt keinen Grund zur Scham – die Täter:innen sind Profis.
Gibt es finanzielle Unterstützung, wenn ich Geld verloren habe?
In den meisten Fällen gibt es keine direkte staatliche Entschädigung für Betrugsopfer. Der Weisse Ring bietet jedoch in Härtefällen finanzielle Soforthilfe an. Prüft auch, ob eure Hausratversicherung einen Trickbetrug-Schutz enthält. Wendet euch an Beratungsstellen für individuelle Hilfe.
Wie schütze ich meine Eltern oder Großeltern vor dem Enkeltrick?
Sprecht offen über die Masche und ihre Gefahren, ohne belehrend zu wirken. Vereinbart ein Codewort für Notfälle und haltet regelmäßigen Kontakt. Bietet an, bei größeren Geldangelegenheiten zu beraten. Viele Senior:innen sind dankbar für diese Unterstützung, wenn sie respektvoll angeboten wird.
Artikelbild: Unsplash / Growtika; Keywords: Enkeltrick-Betrug erkennen und melden